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RAHMENKONZEPTION
EINER INKLUSIVEN STAATLICHEN GEMEINSCHAFTSSCHULE FÜR FREIBURG

Zwischenstand

 

Vorbemerkung 

 

Bei der Gründung des Freiburger Bündnisses »eine Schule für alle« am 6. März 2010 haben wir beschlossen, eine staatliche inklusive Gemeinschaftsschule in Freiburg zu gründen.

Im Gründungspapier wurden die wesentlichen Ziele niedergelegt und in der Folgezeit in verschiedenen Arbeitsgruppen mit dem Ziel, eine Konzeption zu entwickeln, konkretisiert.

Dieses Rahmenkonzept gibt einen Zwischenstand der Arbeit des Bündnisses wieder.   

Es versucht, wichtige, in die Zukunft weisenden Ideen und Konzeptionen vorbildlicher Schulen inner- und außerhalb Deutschlands für eine Schule der Zukunft zu einer Einheit zu bündeln, und will doch offen bleiben für neue Erkenntnisse und Erfahrungen.

Wir möchten uns nicht mit dem bestehenden Schulsystem bewertend auseinandersetzen; es geht uns vielmehr darum, wie sich nach unserem Wissen, unserer Erfahrung und unserer Überzeugung Kinder und Jugendliche in einer guten Schule am besten auf ihr Leben in der zukünftigen Gesellschaft vorbereiten können.

Wir sind uns im Klaren, dass dieses Rahmenkonzept im weiteren Verlauf der Umsetzung an die Möglichkeiten der konkreten Gemeinschaftsschule vor Ort angepasst werden wird und  deshalb für die genauere Ausarbeitung durch die Mitglieder dieser Schule offen bleiben muss.

Nach dem Beschluss der Schulgremien soll der Gemeinderat Freiburg die Genehmigung beim Land Baden-Württemberg beantragen.

 

 

I. Leitideen

 

1. Der Umgang mit Heterogenität: Inklusion

Wir gehen davon aus, dass es normal ist, verschieden zu sein. Der inklusive Ansatz setzt Heterogenität als gegeben voraus und betrachtet sie als Chance. Die Vielfalt in ihren verschiedenen Ausprägungen wird dabei als Reichtum wertgeschätzt und als Herausforderung angenommen.

Leitidee ist ein nicht - wertender Umgang mit Unterschieden.

Inklusion umfasst sowohl Behinderungen als auch Unterschiede, die aus der sozialen, kulturellen und sprachlichen Herkunft der Kinder und Jugendlichen resultieren, wie unterschiedliche Geschlechterrollen, sexuelle Orientierungen, Weltanschauungen, Religionen und auch persönliche Eigenschaften.

Die pädagogische Gestaltung dieser Vielfalt, die bestmögliche Förderung jedes Kindes und jedes Jugendlichen und die Bemühung um den Ausgleich sozialer Unterschiede sind Kern des inklusiven Ansatzes unserer Schule.

Unsere inklusive Schule wird also niemanden vom Schulbesuch ausschließen, sodass alle Kinder und Jugendliche gemeinsam lernen können.

Bei der Umsetzung des inklusiven Leitbildes kommt der Haltung aller Beteiligten eine zentrale Bedeutung zu. Die Schule fördert daher besonders die Fortbildung der Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität, um an der Schule eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Einzelne mit seinen jeweiligen Eigenarten akzeptiert und wertgeschätzt wird.

Alle Schülerinnen und Schüler mit ihren verschiedenen Zugängen zum Lernen werden nach ihren kognitiven, sprachlichen, emotionalen, psychischen, sozialen und sonstigen Fähigkeiten individuell gefördert.

Individualisiertes und zieldifferentes Lernen stellt besondere Anforderungen an die innovative und flexible Gestaltung der Lernformen. Zudem ist für die Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung und des Lernweges der Schülerinnen und Schüler die enge Zusammenarbeit von Lehrer/-innen, Sonderpädagogen/-innen, Erzieher/-innen, Heilpädagogen/-innen, Logopäden/-innen, Ergo-/Physiotherapeuten/-innen, Sozialpädagogen/-innen und Psychologen/-innen nötig.

Bei der Umsetzung des inklusiven Konzepts orientiert sich unsere Schule an dem von Tony Booth und Mel Ainscow ausgearbeiteten Index für Inklusion, der in die Entwicklung inklusiver Strukturen, Kulturen und Praktiken an einer Schule schon früh sowohl die Eltern, die Schülerinnen und Schüler als auch das Personal mit einbezieht.

Unsere inklusive Schule braucht alle räumlichen Voraussetzungen, die Kinder und Jugendliche für inklusives Lernen und Leben benötigen.

 

2. Demokratie in der Schule

Unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben sind von demokratischen Grundsätzen und Strukturen geprägt. Demokratie ist eine politische Errungenschaft, deren Erhalt und Entwicklung von der sozialen Kompetenz, den Überzeugungen, Erfahrungen und dem Wissen aller abhängen. Damit Demokratie gelingen kann, muss auch die Schule ein Ort der Demokratie sein.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Schule ist es, zu vermitteln, dass  ein Zusammenleben in einer Gemeinschaft bei aller Verschiedenheit der Mitglieder möglich ist, sodass ein Kind  oder Jugendlicher sagen kann: „Ich gehöre dazu. Ich bestimme mit. Meine Gefühle und meine Meinung sind wichtig. Ich werde beachtet und geachtet. Auf mich kommt es an. Ich habe Einfluss auf das, was mit mir und um mich herum passiert. Ich habe eigene Rechte und Pflichten.“

Hierzu muss die Schule eine demokratische Schulkultur entwickeln, in der alle Gruppen und Mitglieder der Schule das Schulleben mit gegenseitigem Respekt gemeinsam gestalten und Schule als eine lebendige Gemeinschaft erleben können.

Schule ist ein Erfahrungsraum, in dem die Kinder und Jugendlichen die Grundbedingungen des friedlichen, gerechten, geregelten und verantworteten Zusammenlebens und alle damit verbundenen Schwierigkeiten, wie z.B. den Umgang mit Konflikten, erfahren und erlernen können.

Demokratie in der Schule braucht eine demokratische Lernkultur.

Eigenaktivität und Eigenverantwortung für das Lernen sind von zentraler Bedeutung für den Erwerb von Wissen und für das Verstehen seiner selbst, der anderen und der Welt. Durch achtsame Fürsorge und professionelle Begleitung des selbstständigen Lernprozesses wird eine Über- bzw. Unterforderung vermieden, die Freude am Lernen entwickelt und erhalten, Selbstwirksamkeit erfahren und das Kind und der Jugendliche werden altersgemäß in die Lage versetzt, die Verantwortung für das eigene Leben und das seiner Mitmenschen zu übernehmen.

 

3. Individuum und Gemeinschaft

Unsere Demokratie wird geprägt vom Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft.

Eine inklusive Schule spiegelt dieses Spannungsverhältnis im besonderen Maße wider.

Inklusive Pädagogik will den verschiedenen Voraussetzungen in einer heterogenen Lerngruppe, wie unterschiedlichen Geschlechterrollen, kulturellen Hintergründen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen, Familienstrukturen, sozialen Voraussetzungen sowie den verschiedenen Fähigkeiten und Einschränkungen, gerecht werden, indem sie die Einzigartigkeit jedes Kindes und jedes Jugendlichen wertschätzt. Durch eine individualisierte, d.h. eine am einzelnen Kind ausgerichtete Lernkultur, versucht inklusive Pädagogik der vorhandenen Vielfalt gerecht zu werden.

Individuelle Förderung schafft Selbstvertrauen und ermöglicht eigenverantwortliches Handeln. Da individualisiertes Lernen in einer inklusiven Pädagogik immer in einem Gemeinschaftsprozess geschieht, lernen die Schülerinnen und Schüler auch, Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen.

Jedes Kind und jeder Jugendliche erfährt in der Lerngemeinschaft seine eigenen Stärken und Grenzen und auch die der anderen Gruppenmitglieder. Hierbei kann er lernen, sich mit den eigenen Stärken und Grenzen und denen der anderen auseinander zu setzen. So kann sich die Entwicklung der Persönlichkeit jedes einzelnen mit der Stärkung seiner Beziehungs- und Sozialkompetenz verbinden.

In vielfältigen Erfahrungsbereichen kann das Kind bzw. der Jugendliche Gemeinsinn entwickeln, erfahren und erleben: Vom Miteinander- und Voneinanderlernen in allen kooperativen Lernformen, durch ein langfristiges, systematisches Sozialtraining, bei der Planung und Durchführungen von Aktivitäten zur Förderung des Gemeinschaftslebens, wie Festen, Feiern, gemeinsamen Projekten und außerschulischen Unternehmungen bis hin zur Kooperationen mit Vereinen und karitativen Institutionen, um nur einige Beispiele zu nennen.

So wird Schule, zumal als Ganztagsschule,  zu einem Ort, in dem Solidarität und Geborgenheit  als wichtige Voraussetzungen zur Bildung von persönlicher Identität erlebt werden.

Das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft wird so in einer Weise bewusst gestaltet, wie es einer demokratischen Kultur entspricht.

 

 

II. Inhaltliche Ausgestaltung

 

1. Gestaltung des Lernens

Pädagogische Grundhaltung  

Wir wollen eine Schule, in der die Einzigartigkeit jedes Kindes und Jugendlichen wertgeschätzt wird, in der Schülerinnen und Schüler ermutigt werden und  in der alle Kinder und Jugendliche von lernschwach bis hochbegabt individuell wahrgenommen und optimal gefördert werden.

 

Individualisiertes, selbstverantwortliches und gemeinschaftliches Lernen

An dem Anspruch, die Einzigartigkeit jedes Kindes und Jugendlichen zu achten, orientiert sich auch die Didaktik und Methodik des Lernens. Sie richtet sich nach dem Prinzip, Schülerinnen und Schüler  sowohl bei der Auswahl der Lerninhalte als auch bei der Gestaltung der Lernprozesse mitbestimmen zu lassen. Die Lernstoffe werden zum größten Teil selbstständig erarbeitet. Offene Arbeitsformen, wie z.B. Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Jahresplan, projektorientiertes Lernen, sind hierfür geeignete Arbeitsmethoden.

In individuellen Förderplänen, z.B. Lerntagebüchern, Kompetenzrastern, werden die erreichten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler  festgehalten und die Wege zum Erreichen der nächsten Ziele beschrieben.

Es gehört  zu motivierenden Lernprozessen, dass sich Kinder und Jugendliche in ihrer Lerngruppe wohlfühlen. Deshalb ist es erstrebenswert, einerseits individuelles Lernen durch Öffnung des Unterrichts zu ermöglichen, auf der anderen Seite Lernen als gemeinsames Erleben in einer Lern- und Arbeitsgemeinschaft erfahrbar zu machen. Leitziel ist die „Individualität in der Gemeinschaft“. Neben den an der Individualität des Kindes und Jugendlichen ausgerichteten Lernformen stehen deshalb gleichberechtigt die gemeinsame Arbeit im Team, zum Beispiel beim fächerübergreifenden Projektlernen, sowie  vielfältige Formen des kooperativen Lernens. Binnendifferenziertes Lernen in heterogenen Gruppen schult auch die Fähigkeit zum sozialen Lernen. Das Miteinander- und Voneinanderlernen macht nicht nur Spaß, sondern ermöglicht auch wertvolle soziale Lernprozesse.

 

Soziales Lernen, Beziehungsarbeit

Wenn Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen sozialen und kognitiven Voraussetzungen zusammenkommen, muss planvolles soziales Lernen eine Grundlage der pädagogischen Bemühungen sein. Ein besonderer Wert wird auf die Sensibilität für Gruppenprozesse  gelegt.

Auf allen Ebenen wird eine Kultur der Zusammenarbeit gepflegt, die einer demokratischen Gesellschaft entspricht. Dazu gehört bei der Vorbereitung und Durchführung der Lernangebote und Lernarrangements eine intensive Teamarbeit auf Seiten der Lehrkräfte und Sonderpädagogen/-innen ebenso wie die Pflege der Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrkräften, Sozialpädagogen/-innen, Sonderpädagogen/-innen, Erzieher/-innen, Heilpädagogen/-innen, Betreuungspersonal und Schülerinnen und Schülern. Betreuen kleine Teams langfristig konstante Schülergruppen, kann Vertrauen zwischen allen Beteiligten wachsen. Die Überschaubarkeit in kleinen Teams erleichtert die Partizipation aller an den Entscheidungsprozessen. Dabei ist die Entwicklung eines institutionellen Rahmens, in dem Zusammenarbeit und Konflikte reflektiert und geklärt werden, notwendig.

 

Lerninhalte

Für die fachlichen Anforderungen sind die Bildungsstandards der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) maßgeblich. Die geltenden Bildungsstandards bzw. Bildungspläne von Baden-Württemberg sind Grundlage für ein vor der Schule zu erarbeitendes eigenes Schulcurriculum.

Die Lerninhalte sind möglichst nahe an den Lebenswelten und Interessen der Kinder und Jugendlichen angesiedelt.

Es werden Lernsituationen und Aufgaben angeboten, die das entdeckende, problemorientierte und forschende Lernen fördern und die den Lernenden so herausfordern, dass Selbstwirksamkeit erfahren werden kann.

Fächerübergreifender Unterricht ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, in anschaulichen Zusammenhängen zu lernen, die Welt als Ganzes zu sehen.

Eine Öffnung des Lernortes Schule für die Kooperation mit außerschulischen Partnern, wie z.B. Theater, Handwerk, Wirtschaftsverbänden, städtischen Einrichtungen, soll im Sinne ganzheitlicher Bildungsprozesse einen hohen Stellenwert im Schulleben erhalten.

Eine inklusive Schule benötigt eine auf die verschiedenen Voraussetzungen abgestimmte Berufsorientierung und eine frühzeitige Berufswahlvorbereitung, die den Schülerinnen und Schülern mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten beim Übergang in den beruflichen Lebensweg hilft.

Durch eine individuelle Förderung erreicht jede Schülerin und jeder Schüler einen ihr/ ihm gemäßen Schulabschluss.

 

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen

Sonderpädagogische Förderung und die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Fähigkeiten kennzeichnen die Spannbreite, in der sich inklusive Pädagogik vollzieht. Alle Schülerinnen und Schüler sollen so gefördert und gefordert werden, dass sie zu ihren bestmöglichen Leistungen finden. Individuelle Förderung, insbesondere von Kindern und Jugendlichen mit Einschränkungen, muss durch spezifische Angebote ergänzt werden.

Zum Beispiel finden lernstarke Kinder und Jugendliche selbstständiges Arbeiten mit offenen Aufgaben anregend und herausfordernd. Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten profitieren von diesem Lernklima, da andere Kinder und Jugendliche ihnen Vorbild sind und auch Lerninhalte vermitteln können; sie brauchen jedoch mehr persönliche Unterstützung.

Auch deshalb benötigt unsere inklusive Schule mehr pädagogisches Personal.

Die Betreuung der Klassen bzw. Lerngruppen findet durch Lehrer/-innen, Sonderpädagogen/-innen sowie Heilpädagogen/-innen gemeinsam statt.

 

Feedback-Kultur

Eine wertschätzende Feedback-Kultur wird als wesentlich dafür angesehen, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, selbst die Verantwortung für ihren Bildungsprozess zu übernehmen.

Sie dokumentieren ihren Lernprozess und ihren Lernstand, reflektieren z.B. mit Hilfe eines Lerntagebuches selbst über ihr Arbeits- und Lernverhalten und können auch Rückmeldungen zur Arbeit der Lehrer/-innen geben. Diese skizzieren, über die regelmäßigen Beratungsgespräche hinaus, in Berichten die Entwicklung des Lernens der Schüler/-innen und legen auch Rechenschaft über ihre Arbeit mit den Schüler/-innen ab. Mit ihren Beobachtungen helfen sie den Schüler/-innen zu einer realistischen Einschätzung ihres Arbeitsverhaltens und unterstützen eine erfolgreiche Planung weiterer Lernfortschritte.

Es finden regelmäßig ausführliche Gespräche zwischen Lehrkräften, Schüler/-innen und Eltern statt.

Noten werden erst im Vorfeld der Abschlüsse vergeben

 

Räumliche Voraussetzungen

Geeignete räumliche Voraussetzungen erleichtern den Umgang mit Heterogenität. Nötig sind einerseits „Lernlandschaften“, in denen jede Schülerin und jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz hat, und andererseits Räume für gemeinschaftliche Lernerfahrungen.

 

2. Gebundene Ganztagsschule

Unsere Schule wird eine gebundene Ganztagsschule, in der alle Schülerinnen und Schüler verbindlich an den ganztägigen Angeboten der Schule teilnehmen. Erst dadurch kann es gelingen, Schule zu verändern und eine neue Lernkultur zu etablieren.                                                                                                                               

Die Ganztagsschule wird schulisches Lernen und außerschulische Bildungs- und Freizeitangebote verzahnen. Sie ist damit kein Ort von ganztägigem Unterricht und gesteuerter Freizeit, sondern ein Ort der Bildung und des selbstbestimmten Lebens. Die Ganztagsschule bietet durch ihr Mehr an Zeit bessere Voraussetzungen für eine adäquate individuelle Förderung, die auf die unterschiedlichen Stärken, Interessen und Voraussetzungen des einzelnen Kindes eingeht. Die konzeptionelle Ausgestaltung der Ganztagesschule ist Bestandteil des Schulprogramms und wird von allen Gruppen der Schule in intensiver Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, wie z.B. Vereinen, Theater, Musik- und Kunstschulen, Bibliotheken, Museen, erarbeitet und weiterentwickelt. Notwendig und wichtig ist es, die Jugendhilfe von vornherein in die gemeinsam wahrgenommene pädagogische Verantwortung zu integrieren. Dabei ist die Eigenständigkeit der Jugendhilfe gegenüber schulischen Zielen zu wahren. Für die Gestaltung und Weiterentwicklung der Ganztagsschule wird eine Steuergruppe gebildet.

 

Merkmale der Ganztagsschule

  • Der Jahres-, Wochen- und Tagesablauf wird rhythmisiert. Phasen von Anspannung und Entspannung sind sinnvoll aufeinander bezogen.
  • Zu dem erweiterten Lernangebot, den individuellen Fördermöglichkeiten, den eigenständigen Lernzeiten, den längeren Lern- und Arbeitsphasen für Projekte,  Arbeitsgemeinschaften, den Arrangements altersgemischter Gruppen und der Zuwendung zu besonderen Zielgruppen kommen offene und gebundene Angebote der Freizeitgestaltung, der erzieherischen Hilfe und der Betreuung.
  • Beratung für Einzelne und Gruppen gehört zum Kern des pädagogischen Handelns der Ganztagsschule.
  • Für die Kinder und Jugendlichen muss es Phasen im schulischen Tagesablauf geben, über die sie frei verfügen können.
  • Verschiedene Professionen arbeiten zusammen: Sozialpädagogen/-innen, Erzieher/-innen, Schulpsychologen/-innen, Lehrer/-innen, Sonderpädagogen/-innen, Heilpädagogen/-innen. Zu diesem Team kommen externe Fachkräfte z.B. aus den Bereichen Handwerk, Musik, Kunst, Sport, Medien.
  • Die Ganztagsschule muss allen Beschäftigten einen angemessene und vollwertigen Arbeitsplatz bieten. Die Arbeitsbedingungen und Räumlichkeiten müssen den Anforderungen genügen, die aus dem pädagogischen Konzept hervorgehen.
  • Eltern werden in allen Bereichen des schulischen Lebens in die Arbeit der Teams einbezogen entsprechend ihrer wichtigen Rolle sowohl in der Gestaltung und Weiterentwicklung als auch der Durchführung des Konzepts.
  • Die Räumlichkeiten geben den Kindern und Jugendlichen einen Lebensraum, in dem sie sich wohlfühlen und ihren selbstgewählten Aktivitäten allein oder mit anderen nachgehen können. Dazu gehören Werkstätten, Mensa, Spiel- und Tanzräume, Küchen, Rückzugsmöglichkeiten, ein anregungsreiches Außengelände/Schulhof, Spiel- und Sportplätze und ein Schulgarten.
  • Die Kinder und Jugendlichen leben und lernen in überschaubaren Einheiten wie z.B. Jahrgangshäuser oder Stammgruppen.

 

3.  Demokratische Schul- und Lernkultur

Demokratische Schulkultur

Eine demokratische Schul- und Entscheidungskultur muss von allen am Schulleben Beteiligten entwickelt, weitergestaltet und getragen sein. Hierzu bedarf es

  • eines grundsätzlichen Gestaltungsfreiraums der Schule,
  • eines gemeinsam entwickelten Schulprogramms,
  • einer gebundenen Ganztagesschule,
  • einer auf Zeit gewählten und bestellten Schulleitung,
  • Entscheidungsstrukturen mit flacher Hierarchie,
  • einer breiten Vertretung der verschiedenen, am Schulleben beteiligten Gruppen: Lehrekollegium, Schüler/-innen, Sozialpädagogen/-innen, Psychologen/-innen, Eltern, weitere Mitarbeitende wie Sekretär/-innen, Schulhausmeister/-innen, Mensamitarbeiter/-innen,
  • einer festen Verankerung von demokratischen Arbeits- und Kommunikationsformen,
  • einer Kultur der gegenseitigen Achtung und des grundsätzlichen Respekts vor den Menschen und des qualifizierten Umgangs mit Konflikten,
  • regelmäßiger Vergewisserung z.B. durch Feedback, Selbstevaluation, Supervision.

 

Die gesetzlich festgeschriebenen Regelungen des Schullebens können in vielfältiger Weise erweitert werden:

  • Hinzuziehen von Eltern- und Schüler/-innenvertretern, Vertreter der Sozialpädagogen/-innen, Erzieher/-innen und Psychologen/-innen als  Beiräte bei allen Schulleitungs- und Lehrerkollegiumssitzungen,
  • Einrichtung einer aus allen Schulgruppen gebildeten Steuerungsgruppe zur demokratischen Gestaltung des Entwicklungsprozesses der Schule.

 

Demokratische Lernkultur

  • Alle Lernformen sollen darauf ausgerichtet sein, dass die Schülerinnen und Schülerlernen die Verantwortung für ihr Lernen selbst übernehmen.
  • Die Beteiligung an der Gestaltung von Unterricht und anderen Lernprozessen in Bezug auf Dauer, Zeitpunkt, Umfang, Inhalt, Sozialform, Präsentation, Bewertung und Rückmeldung ist der Schlüssel zu selbstbestimmtem Lernen und zu individueller Förderung. Die Lernenden sollten viele Möglichkeiten der Wahlfreiheit haben.
  • Durch verschiedene Formen der Zusammenarbeit beim Lernen, durch die Zugehörigkeit zu festen Gruppen, durch gemeinsame Fahrten, Feste, kulturelle Projekte, wie z.B. Theater, Zirkus, durch Rituale, Regeln und Aufgaben, durch die Mitarbeit an der Gestaltung des Schullebens und der Schulentwicklung kann das Kind und der Jugendliche die soziale Kompetenz für das Leben in einer Gemeinschaft entwickeln, sich in ihr aufgehoben fühlen und sich mit ihr identifizieren.

 

4.  Lehrerinnen und Lehrer – Fortbildung

Nicht allein Lehrerinnen und Lehrer werden für die Entwicklung und Bildung der Schülerschaft verantwortlich sein. Das Miteinander von Lehrer/-innen, Sonderpädagogen/-innen, Heilpädagogen/-innen, Sozialpädagogen/-innen, Schulpsychologen/-innen, Erzieher/-innen und Fachkräften kooperierender Berufszweige, wie z. B. Handwerksmeistern/-innen ist für das Leben und Lernen an der Schule unerlässlich. Von den Fähigkeiten und Einstellungen aller am Erziehungsprozess Beteiligten hängt das Gelingen der Schule ab.

Die Lehrerinnen und Lehrer müssen bereit sein, sich auf die Einzigartigkeit jedes Kindes einzulassen und mit Heterogenität umzugehen. Sie müssen in der Lage sein, demokratische Partizipation zu fördern und somit verschiedene Interessen in einem Kommunikationsprozess mit allen am Schulleben Beteiligten auszugleichen. Sie müssen Gemeinschaft stiften können. Sie müssen Teamspieler sein, die mit den verschiedenen Berufsgruppen im Interesse der Kinder zusammenarbeiten können. Und nicht zuletzt müssen sie hervorragende Vertreter ihrer Fächer sein, um kreativ und kompetent Wissen und Fähigkeiten vermitteln zu können.    

Neue Arbeitszeitmodelle sollen die Teamarbeit stärken und inklusive Bildung ermöglichen.

Unsere Schule fordert viel von ihren Lehrer/-innen, daher sehen wir es als unerlässlich an, dass die Schule die Lehrer/-innen auswählen und sich von ihnen in einem geregelten Verfahren trennen kann und dass die Lehrer/-innen sich die Schule wählen und auch wieder verlassen können.

Fortbildung ist ein fester Bestandteil der Lernkultur unserer Schule. Jede/r am Bildungs- und Erziehungsprozess Beteiligte nimmt an regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen teil. Der Bedarf wird in der Schule erhoben und ständig angepasst. Die Mitglieder der Teams nehmen gemeinsam an Fortbildungen teil und besuchen sich gegenseitig, um die eigenen Fortschritte zu reflektieren. Bei der Stundenplanung müssen solche Hospitationsstunden berücksichtigt werden.

Um die möglicherweise fehlenden eigenen Erfahrungen der Lehrer/-innen mit Inklusion zu kompensieren, werden sie vor ihrem Einsatz an unserer Gemeinschaftsschule  intensiv auf ihre neue Tätigkeit vorbereitet. Es wird eine Partnerschaft mit einer inklusiven Schule angestrebt. In einem regen Austausch sollen Lehrer/-innen ihre Fähigkeiten ausbauen können.

Die Qualitätssicherung der Fortbildungen und der Lehre an unserer Schule ist ein wichtiges Anliegen: gemeinsame Teambesprechungen, kollegiales sowie Eltern- und Schülerfeedback werden Bestandteile dieser internen Qualitätssicherung sein.

Eine externe Evaluierung, z.B. im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitung, ist notwendig.

Als sinnvoll erachten wir eine Verbindung von Aus- und Fortbildung: Die Fortbildungsmodule der Schule richten sich auch an Referendare und Studierende. Ebenso können erfahrene Lehrkräfte von neuen Erkenntnissen der Wissenschaft profitieren, wenn Module der Lehrerausbildung für sie geöffnet werden. Eine Kooperation mit den Seminaren für Schulpädagogik, der PH-Freiburg, der evangelischen und katholischen Hochschule und der Universität wird daher angestrebt.

 

 

III.  Organisatorischer Rahmen

 

Die Umsetzung der Leitideen und der inhaltlichen Ausgestaltung wird folgendermaßen organisiert:

Unsere Schule  ist eine inklusive staatliche Schule.

Allen Schülerinnen und Schülern wird eine erfolgreiche, den persönlichen Voraussetzungen und Potenzialen angepasste Bildungslaufbahn ermöglicht. Es können alle für die Sekundarstufe I und II vorgesehenen Abschlüsse erreicht werden.

Die Schule ist eine pädagogische Einheit, in der keine Trennung nach Schularten stattfindet.

Sie umfasst frühkindliche Erziehung (Krippe und Kindergarten), Grundschule (Primarstufe) und Sekundarstufe I mit altersgemischten Lerngruppen. Sie soll möglichst drei bis vierzügig sein.

Für Schülerinnen und Schüler, die die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife anstreben, wird eine Fortführung in der Sekundarstufe II (Gymnasiale Oberstufe) angeboten.

Für die fachlichen Anforderungen sind die geltenden Bildungsstandards der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) maßgeblich. Die geltenden Bildungsstandards bzw. Bildungspläne von Baden-Württemberg sind Grundlage für ein von der Schule zu erarbeitendes, eigenes Schulcurriculum.

Es findet kein Sitzenbleiben statt.

Die Lern- und Leistungsentwicklung wird durch von den Schülern/-innen geführten Unterlagen wie z.B. Lerntagebücher, durch die Lernberichte der Lehrer/-innen und durch regelmäßige Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräche festgehalten.

Noten werden erst im Vorfeld der Abschlüsse gegeben.

Unsere Schule ist eine gebundene Ganztagesschule mit den dazugehörigen Einrichtungen.

Neben den Lehrer/-innen arbeiten an der Schule Sonderpädagogen/-innen, Sozialpädagogen/-innen, Heilpädagogen/-innen, Erzieher/-innen, Schulpsychologen/-innen und therapeutische Fachkräfte. Neue Arbeitszeitmodelle sollen die Teamarbeit stärken und inklusive Bildung ermöglichen

Die Schulleitung soll auf Zeit gewählt und bestellt werden.