Von Nela Fichtner | SWR2 Wissen | 11.2.2012

Mehr Bildungsgerechtigkeit, mehr individuelle Förderung, eine neue Lernkultur – die grün-rote Landesregierung ist angetreten, die Kultuspolitik in Baden-Württemberg gründlich umzukrempeln: Nachdem das dreigliedrige Schulsystem jahrzehntelang in Zement gegossen schien, werden Schulen jetzt ermuntert, neue pädagogische Konzepte zu entwickeln, Gemeinschaftsschulen zu werden. Doch wie viel ist möglich, wenn die Landesregierung wie angekündigt keine Schulden aufnehmen will? Schon regt sich Skepsis bei Lehrerverbänden und Eltern. Wohin führt die neue Offenheit?

Von Ulrich Herrmann | SWR2 Aula | 19.2.2012

Die Dreigliedrigkeit unseres allgemeinbildenden Schulwesens entspricht auf fatale Weise der Dreigliedrigkeit der deutschen Klassengesellschaft und dient, wenn nicht der Reproduktion eben dieser Klassengesellschaft, dann doch mit Hilfe des Gymnasiums der Absicherung privilegierter Bildungschancen der bürgerlichen Mittel- und Oberschichten. Dieser Umstand erklärt zum einen die seit Jahrzehnten unvermindert ansteigenden Übergangsquoten ins Gymnasium, zum andern die heftige Gegenwehr dieser Schichten gegen »Einheits«- und »Gesamtschulen«, denen »Gleichmacherei« und Öffnung der Bildungschancen zu Lasten der Eliten und ihres Nachwuchses unterstellt wird. Doch das dreigliedrige System ist nicht mehr zeitgemäß, weil es in keiner Weise richtig mit der Heterogenität der Schüler umzugehen weiß. Ulrich Herrmann, emeritierter Professor für Pädagogik, plädiert für ein neues Schulsystem.